1a

Die Gütebezeichnung "1a" geht auf die kaufmännische Buchführung zurück. Sehr gute Ware wurde als "prima" klassifiziert. Im italienischen heißt die eins prim, so daß aus "prima" "1a" wurde.

Anprangern

Der Pranger gehört zu den Ehrenstrafen, die früher üblich waren. Hatte man sich eines Vergehens schuldig gemacht, konnte man öffentlich lächerlich gemacht werden. Dies war grade dann eine empfindliche Strafe, wenn man z.B. als Händler auf seinen guten Ruf angewiesen war oder gar ein öffentliches Amt bekleidete. Häufig blieb einem dann nichts anderes übrig, als die Stadt oder das Land zu verlassen und sein Glück anderswo zu suchen. Der Pranger war ein öffentlicher Platz, an dem der Delinquent angekettet wurde und dem Volke zum Spott ausgesetzt war. In der Regle mußte man dann, je nach Schwere des Deliktes, einige Zeit am Pranger verbringen oder dort eine Prügelstrafe verbüßen. Heute benutzt man anprangern, wenn man ein Mißstand an die Öffentlichkeit ziehen will.

Auf dem Holzweg

Der Holzweg ist die Route, auf der die geschlagenen Stämme aus dem Wald gebracht werden. Wer dem Rückeweg, dem Holzweg folgt, landet irgendwo im Wald, aber nicht in der Nachbarstadt oder wohin man sonst reisen wollte. Daher sollte man sich versichern, bei einer Reise nicht auf dem Holzweg zu sein (Wikipedia).

Auf den Hund gekommen

Wenn jemand auf den Hund gekommen ist, geht es ihm finanziell schlecht. Hierfür gibt es viele Erklärungen (Wikipedia). Eine Erklärung ist, daß auf dem Boden einer Kassentruhe als Wächter gerne ein Hund aufgemalt war. Hat man nun aus der Truhe soviel ausgezahlt, daß man den Hund auf dem Boden sehen konnte, war man eben auf den Hund gekommen - und die Münzen in der Truhe neigten sich dem Ende zu.

Auf Jahr und Tag

Dies war die juristische Maximalfrist nach dem altgermanischen Dingrecht bzw. Thingrecht. Schriftlich fixiert wurde dies zum ersten mal im Sachsenspiegel. Sie betrug demnach 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tage. Man nannte diesen Zeitraum auch Sachsenfrist oder Sachsenjahr. Wikipedia.

Aus dem Stegreif

Etwas aus dem Stegreif gemachtes ist improvisiert, ohne vorhergehende Planung. Das geht darauf zurück, daß der Feldherr vor der Schlacht seine Krieger durch eine feurige Rede angespornt hat. Diese Rede war meist auch nicht besonders gut vorbereitet. Um aber imposanter zu wirken, stellte er sich auf seinem Roß in die Steigbügel - den Steg-Reif (Wikipedia).

Blau machen

Stoffe zu färben war im Mittelalter eine hohe Kunst. Dabei waren satte Blautöne beim Adel sehr begehrt und daher auch sehr teuer. Färbt man Stoffe mit Indigo oder Waid, so entsteht der eigentliche Farbstoff erst durch Oxidation an der Luft. Für diesen letzten Schritt brauchte man den Stoff nur aufzuhängen und sonst nichts weiter tun. Somit steht blau machen für Müßiggang und Faulenzerei. Da anscheinend gerne Montags der Stoff ausgehangen wurde, nachdem er über das Wochenende in der Färberlauge gelegen hatte, spricht man auch gerne vom blauen Montag (Wikipedia).

Bleistift

Die Erfindung mit Blei zu schreiben geht wohl auf die Ägypter zurück (Wikipedia). Auch heute noch wird in der Kunst teilweise der Silberstift verwendet, der wegen seiner Härte sehr feine Linien hinterläßt, die später durch das Anlaufen des Silbers nachdunkeln. Graphitminen in Holz zu fassen wurde erst im 17. Jahrhundert in England erfunden. Damals dachte man allerdings, Graphit sei wegen seines Glanzes ein Bleierz. Erst später fand man heraus, daß es sich dabei um Kohlenstoff handelt. Heute wird Graphitstaub mit Ton gemischt, um die Härte der Mine einzustellen. Dann wird die Mine gepreßt und kalziniert.

Böses im Schilde führen

In der Schlacht hatte man häfig das Problem, Freund von Feind zu unterscheiden. Grade wegen des eingeschränkten Gesichtsfeldes durch den Helm war das besonders schwer. Daher entwickelte sich die Heraldik, die mit möglichst kontrastreichen Wappen die Identität eines Ritters gut erkennbar anzeigen sollte. Das Wappen und die Wappenfarben wurden dabei auf der Helmzier, dem Wappenrock und dem Schild wiedergegeben. Kam einem in der Schlacht dann ein Gegner entgegen, so führte er etwas Böses im Schilde, hatte also nicht das Wappen eines Verbündeten.

Da ist Matthäi am letzten

Dies spielt auf das letzte Buch Matthäus an: (Mt 28,20 EU) "... bis an der Welt Ende". Man benutzt diesen Ausspruch heute, wenn jemand dem Ende nahe ist, finanziell oder gesundheitlich.

Das geht auf keine Kuhhaut

Vor der Einführung des Papiers wurde direkt auf Leder oder auf dünn gespaltenes Leder - Pergament - geschrieben. Dafür wurde meistens Ziegenleder verwendet. Wenn jemand so viel verbrochen hatte, daß noch nicht mal eine Kuhhaut reichte, um alles festzuhalten, war er wirklich ein schlimmer Verbrecher.

Das Heft in der Hand halten

Hält man das Heft in der Hand ist man Herr der Situation. Man hat die Macht und den Einfluß, eine Lage komplett zu beherrschen. Das ist fast wörtlich zu nehmen, denn das Heft bezeichnet den Griff eines Schwertes (Wikipedia). Da das Tragen und Führen eines Schwertes nur Adligen, zumeist Rittern, erlaubt war, war der Besitz des Schwertes gleichbedeutend mit Macht und Einfluß. Und wer möchte schon gerne jemand widersprechen, der mit einem Schwert herumfuchtelt?

Das kann kein Schwein lesen!

Lesen konnte im Mittelalter nicht jeder. Tatsächlich war es ein Luxus, lesen und schreiben zu können, denn die Kinder mußten früher schon mit acht Jahren bei der Arbeit mit anfassen. und das Tagewerk dauerte eben den ganzen Tag. Da noch Zeit zu finden, Schreiben oder Lesen zu lernen, ist schwer. Daher haben diejenigen, die Schreiben und Lesen konnten, diese Dienste auch für Geld feil geboten. Man konnte also jemandem einen Brief diktieren und der Empfänger konnte sich diesen Brief dann von einem Schriftkundigen vorlesen lassen. Eine bekannte Familie, die solche Dienste anbot, war die Familie Swyn im Dithmarschen. War ein Schriftstück so schlecht geschrieben, daß ihn sogar ein Swyn nicht lesen konnte, war er quasi unleserlich (Wikipedia).

Das kommt mir spanisch vor

Wenn man des Spanischen nicht mächtig ist, klingt es sicherlich merkwürdig und unverständlich. Die Ursache liegt jedoch tiefer. Karl V, der letzte Kaiser des heiligen römischen Reiches, stammte ursprünglich aus Spanien. 1530 erließ er die Constituto Criminalis Carolina, die als Vorläufer des deutschne Strafgesetzbuches gilt. Die dadurch eingeführte Vereinheitlichung des Strafrechts war stark umstritten und sorgte hier in Deutschland für Aufsehen und Verwirrung.

Das Pferd von hinten aufzämen

Das Zaumzeug besteht aus einem Kopfgeschirr, das dem Pferd normaler Weise von vorne aus angelegt wird. Versucht man das andersherum, wird es sehr schwierig bis gar unmöglich. Stellt man sich bei etwas sehr ungeschickt an oder versucht etwas auf eine unmöglich Art zu tun, dann ist es, als wolle man ein Pferd von hinten aufzämen.

Das Wasser reichen können

Bei Hofe war es früher Sitte, sich die Finger im einem Schälchen Wasser zu reinigen. Dafür wurden extra Knappen abgestellt, die diese Wasserschalen gehalten haben. Waren hohe Gäste zu Besuch, hat man ihnen natürlich Knappen zu Verfügung gestellt, die ihnen standesmäßig würdig waren. Knappen unter Stand waren nicht fähig, diesen Leuten das Wasser zu reichen.

Das Zünglein an der Waage

Um ein Gleichgewicht einer Balkenwaage besser zu erkennen, wurde auf dem Wägebalken ein Zeiger - das Zünglein - angebracht. Damit kann man auch kleine Ungleichverteilung erkennen. Somit gilt das Zünglein an der Waage als Entscheid für die eine oder andere Seite, wenn beide Seiten nahezu gleichwertig sind (Wikipedia).

Den Braten riechen

Diese Redewendung geht offenbar auf eine alte Fabel zurück. Ein Bauer läd ein Tier zum Essen ein, mit dem Hintergedanken es selbst zu verspeisen. Doch das Tier riecht auf der Schwelle einen gebratenen Artgenossen, macht sofort kehrt und entkommt. Seitdem riecht man den Braten, wenn man eine Gefahr oder Bedrohung schon im Vorfeld erahnt.

Den Löffel abgeben

Früher galt der Kochlöffel als Symbol der häuslichen Macht und stand nur der Bäuerin auf dem Hof zu. Sie hatte in der Küche das uneingeschränkte Sagen. Wenn sich die Bäuerin auf das Altenteil zurückzog, gab sie symbolisch den Löffel an die Jungbäuerin weiter (externer Link). Laut Wikipedia gibt es zwei sinnverwandte, andere Deutungen.

Der Bissen bleibt im Halse stecken

War bei Straftaten der Täter nicht eindeutig festzustellen oder gestand der Lump einfach seine Untat nicht, wurden gerne Gottesurteile gefällt. Ein derartiges war zum Beispiel, dem Delinquenten einen trockene Bissen in den Mund zu legen. Konnte er diesen runter schlucken, war er unschuldig. Blieb er im Halse stecken, nicht.

Der rote Hahn

Der rote Hahn ist ein Sinnbild für Feuer. Wahrscheinlich inspriert durch den Kamm oder das prägnante Schwanzgefieder, das an züngelde Flammen erinnert. Häufig wird der Ausdruck auch für künstlich gelegtes Feuer benutzt (Wikipedia).

Die alte Leier

Da die Leier nur einen begrenzten Tonumfang hat, wirkt Musik darauf schnell monoton. Daher ist es immer die alte Leier (Wikipedia).

Die Tafel aufheben

Wenn man im Mittelalter ein Fest gab, brauchte man eine große Tischfläche für die Gäste. Diese Festtafel bestand häufig aus Brettern, die über Böcke gelegt wurden. Bei reichen Leuten kam sogar noch ein Tuch über die Tafel. War das Fest zu Ende, wurde die Tafel wieder aufgehoben und Böcke und Bretter beiseite geräumt (Wikipedia).

Ein Auge riskieren

Dieser Ausdruck kommt vom Tjosten. Wie viele Arten des ritterlichen Kräftemessens wurde auch das Tjosten immer stärker reglementiert. Dies ging später soweit, daß es für den Stechgang spezielle Rüstungen gab, die einzig und allein für das Tjosten gemacht und zu gebrauchen waren. Eine kriegerische Auseinandersetzung war mit diesen Rüstungen nicht möglich. Sie waren viel zu schwer und unbeweglich und boten nur nach vorne ausreichenden, aber dafür besonders starken, Schutz. Ein Teil dieser Turnierrüstung war der Stechhelm. Dieser hatte einen massiven Kragen in Form einer Kannentülle, der das Gesicht komplett umschloß. So konnte man sich durch Lanzensplitter nicht mehr verletzen, aber auch nichts mehr sehen. Um sehen zu können, mußte man den Kopf senken, um durch einen nach oben offenen Slitz spähen zu können. Da es sehr anstrengend war, immer den Kopf zu senken, bauten findige Rüstungsschmiede eine kleine Klappe ein, durch die mal mit einem Auge durch den Kragen sehen konnte. Vor dem Turnier wurde diese Klappe wieder verschlossen. War die Klappe aber offen, war das Auge verwundbar.

Einen Fehler ausmerzen

In der Schafzucht sortierte man alle Tiere aus, die nicht für die Zucht taugten (Wikipedia). Da dies in aller Regel im März geschieht, nennt man diesen Vorgang Ausmerzen. Im übertragenen Sinne wird diese Redewendung heute für das systematische Beseitigen von Fehlerhaftem benutzt. (Z.B. müßte ich mal alle Rechtschreibfehler ausmerzen...).

Einen Zahn zulegen

Einen Zahn zulegen muß man, wenn man es eilig hat. Dies rührt daher, daß man den Kessel früher an verstellbaren Kesselhaken über das Feuer gehängt hat. Diese Kesselhaken hatten zum Verstellen eine Zahnraste. Wenn man den Kessel nun näher ans Feuer bringen wollte, damit das Essen schneller heiß wird, mußte man am Kesselhaken einen Zahn zulegen. Dadurch hing der Kessel dann etwas tiefer (Wikipedia).

Ein Stein im Brett haben

Das Spiel Backgammon ist für viele Redewendungen gut. Dies liegt wohl daran, daß es schon so lange gespielt wird. Früher kannte man es unter dem Namen Wurfzabel. Konnte man seine Steine gut auf dem Spielbrett platzieren, hatte man also einen Stein im Brett, hatte man gute Aussicht auf Gewinn und Erfolg. Heute benutzt man diese Redewendung, wenn man die Gunst eines Vorgesetzten genießt. Zwischenzeitlich hieß das Spiel auch "Puff", wegen des Würfelgeräusches, wenn man den Würfelbecher auf das Brett knallt. Da man im Bordell auch gerne dieses Spiel anbot und es wohl schicklicher war zu behaupten, man gehe Puff spielen anstatt offen zu sagen, man fröhne prostituivem Beischlaf, übertrug sich der Name des Spiels auf das Etablissement.

Eisbein

Das Eisbein ist der Oberschenkelknochen eines Tieres, heute hauptsächlich des Schweines. Doch warum nennt man es heute noch Eisbein? Nun, weil man früher diesen Knochen als Schlittknochen verwendet hat - eine frühe Form des Schlittschuhs. Metallkufen setzten sich erst später durch, da Metall zu kostbar war, um es für so profane Zwecke zu benutzen. Da man auf den Knochen nicht so sicher laufen kann wie auf modernen Schittschuhen, benutzte man früher zwei Stöcker, mit denen man sich, ähnlich wie auf Skiern, über das Eis bewegte.

Etwas auf dem Kerbholz haben

Das Kerbholz wurde früher als Zählleiste verwendet, um Verbindlichkeiten mit anderen festzuhalten, z.B. beim Ernten. Anstatt sofort den Lohn zu bezahlen hatten Bauer und Tagelöhner ein Kerbholz. Die beiden Hölzer wurden nebeneinander gelegt und im Beisein beider für jeden Korb mit einer Kerbe versehen. Wenn der Bauer dann bezahlen mußte, wurden die Striche gezählt und bezahlt. Der Schuldner konnte dann mit seinem Kerbholz kontrollieren, daß er nicht betrogen wurde. Wer also etwas auf dem Kerbholz hat, hat eben Schulden - oder etwas geleistet, je nachdem (Wikipedia).

Ein X für ein U vormachen

Wenn man betrogen wurde, hat jemand einem ein X für ein U vorgemacht. Lesen, Schreiben und Rechnen war früher nicht jedem gegeben. Und dann gab es auch noch die römische Zählweise. Hier stand X für 10 und V für 5. Die Römer haben in ihren Inschriften aber keinen Unterschied zwischen "U" und "V" gemacht, so daß ein "U" wie ein "V" geschrieben wurde. Wer es nicht besser wußte, dem konnte man leicht eine 10 für eine 5 vormachen (Wikipedia).

Ein zweischneidiges Schwert

Im Mittelalter wurden, grade im deutschen Raum, häufig einschneidige Schwerter verwendet (Malchus). Auf beiden Seiten der Klinge geschliffene Schwerter bieten auf der einen Seite andere Angriffsmöglichkeiten, stellen aber für einen Kämpfer, der vorher nur einseitig geschliffene Klingen geführt hat, sicher auch eine Möglichkeit dar, sich selber zu verletzen. Daher verwendet man das zweischneidige Schwert gerne für etwas, das sowohl Vor- als auch Nachteile hat (Wikipedia).

Etwas ausbaden

Wenn man für etwas bestraft wird, meist natürlich unverschuldet, muß man es ausbaden. Die Herkunft ist wieder wörtlicher zu nehmen, als man glauben mag. Wenn man über fließendes Wasser verfügt, kann man für mehrere Personen ständig neues Badewasser verwenden. Muß man das Wasser aber eimerweise zum Bade tragen, leistet man sich diesen Luxus nicht. Dann benutzen alle das selbe Badewasser. Die letzte Person in der Reihen hatte folglich das kälteste und dreckigste Badewasser. Außerdem und musste sie meistens auch ausbaden, also die Wanne reinigen.

Fersengeld

Die Herkunft ist unklar. Allerdings gibt es diese Ausdruck schon seit dem 13. Jahrhundert. Eine Deutung geht auf den Sachsenspiegel zurück, nach dem eine Ehefrau ihren Mann verlassen durfte, wenn sie dafür den "versne pennige" zahlte. Wie auch immer, Fersengeld geben bedeutet heute weglaufen oder fliehen, meist mit schwerem Ansehensverlust (Wikipedia).

Freitag, der 13.

Seinen fatalen Ruf als Schicksalstag hat der 13. Freitag nicht erst seit den Horrorfilmen aus den 80er Jahre. Auf Geheiß von König Philip IV. von Frankreich wurde am Freitag, den 13. Oktober 1307, die Verhaftung des Templerordens angeordnet. Dies lief mit vielen blutigen Verhören und Folterungen einher (Wikipedia).

Für jemanden eine Lanze brechen

Das sagt man heute, wenn man für jemanden einspringen muß. Dies kommt aus den Ritterturnieren, wo es nicht darum ging, den Gegener aus dem Sattel zu stoßen, sondern beim Anritt seine Lanze zu zerbrechen. War die Lanze gebrochen, hatte man seinen Gegner so gut getroffen, daß man ihn in einer Schlacht mit einer Kriegslanze wohl getötet hätte. Damit dies im Tjost nicht geschah verwendete man stumpfe Rennspieße. Häufig fiel der Turniererfolg auf auf den Fürsten des Ritters zurück. Daher die Redensart: "für jemanden eine Lanze brechen.".

Gang nach Kanossa

Der Gang nach Canossa geht auf den Investiturstreit zwischen König Heinrich IV und Papst Gregor VII zurück. Dabei wurde Heinrich vom Papst exkumuniziert, was ihn rechtlich Handlungsunfähig machte. Um seine Macht wieder zu erlangen, soll König Heinrich im Büßergewand drei Tage lang vor der Burg Canossa, auf der sich der Papst befand, ohne Essen und trinken ausgeharrt haben, bis er schließlich vorgelassen wurde. Nachdem er Abbitte geleistet hatte wurde er vom Bann befreit (Wikipedia). Noch heute benutzt man den Gang nach Canossa daher als Metapher für eine demütige Entschuldigung.

Geh' dahin, wo der Pfeffer wächst!

Pfeffer wird schon seit langer Zeit aus dem Orient importiert. Da er über lange Strecken transportiert werden muß, galt er lange Zeit als sehr teurer Luxusartikelund wurde zeitweise sogar mit Gold aufgewogen. Jemanden dorthin zu wünschen, wo der Pfeffer wächst, bedeutete, ihn nach Südindien zu wünschen, von wo aus die Rückreise sehr beschwerlich, extrem gefährlich und, sofern man sich Begleitschutz leisten wollte, auch sehr teuer war. Die Wahrscheinlichkeit, jemanden von dort jemals wieder zu sehen war sehr gering (Wikipedia).

Gemüse

Gemüse trägt seien Namen deshalb, weil es sich zu einem Mus zerkochen läßt (Wikipedia). Brei und Mus standen damals häufig auf dem Speiseplan. Man war sich auch nicht bewußt, daß man durch das exzessive Kochen wertvolle Inhaltsstoffe der Nahrung zerstört hat. Das kam erst wesentlich später. Die Unterscheidung Obst/Gemüse ist auch heute nicht eindeutig. Eine definiert Obst als nach der Ernte nachreifend, während Gemüse dies nicht tut. Tomaten sind demnach also Obst. Aber die gab es im Mittelalter eh noch nicht.

Hanebüchen

Nicht nur, daß das Holz der Hainbuche recht hart ist, es wächst auch häufig knorrig und ist somit schwer zu bearbeiten. Soll man also etwas herstellen, was sehr schwierig ist oder gar unmöglich, so ist es, als solle man etwas aus Hainbuche (Hanebüchen) bauen (Wikipedia).

Heimleuchten

Heute kennt man es kaum noch, weil Licht eigentlich überall und jederzeit verfügbar ist. Doch wenn es in der Nacht wirklich stockfinster ist und man den Weg nach hause finden muß, ist man froh, wenn einem jemand heimleuchten kann. Auf der anderen Seite hat derjenige, der einem heimleuchtet, die komplette Kontrolle darüber, wo es hingeht. Daher wird der Spruch: " Dir werd' ich heimleuchten!" heute gerne als Drohung benutzt.

Herrein, wenn's kein Schneider ist!

Das sagte man schon vor der Schneideraffäre. Allerdings hieß es damals: "Herrein, wenn's kein Schnitter ist!". Der Schnitter war eigentlich ein Erntehelfer mit einer Sense, wenn das Korn reif war. In abergläubischer Verbrämung war er aber auch die Symbolfigur des Sensenmannes, kurz Gevatter Tod. Den wollte man natürlich nicht in der Wohnung haben, wenn es an der Tür pochte.

Hinz und Kunz

Schon immer haben Eltern ihre Kinder nach prominenten Vorbildern benannt. Im Mittelalter gab es viele Herrscher namens Heinrich und Konrad. Daher nannten auch viele Leute aus dem Volk ihre Sprösslinge Heinrich (Hinz) und Konrad (Kunz), die somit zu Allerweltsnamen wurden und abwertend für "jedermann" benutzt wurden. Heute würde man vielleicht "Kevin und Steven" sagen (Wikipedia).

Hufeisen bringen Glück

Hufeisen bringen Glück - und das in höchst materiellem Sinne, denn Metall war früher kostbar. Ein Hufeisen war eine große Menge Metall, die man beim Schmied für viele nützliche Dinge eintauschen konnte. Sein Pferd mit Hufeisen beschlagen zu lassen konnten sich damals nur die Adligen leisten.

Ihm schwimmen die Felle weg

Das sagt man heute, wenn man den Überblick verliert und einem die Dinge aus der Hand gleiten. Ursprüunglich stammt der Ausdruck aus dem Kürschnerwesen. Dort pflegte man die gegerbten Felle in fließendem Wasser zu spülen. Paßte man nicht auf, schwammen einem die Felle davon und die ganze arbeit war umsonst.

Im Handumdrehen

Wenn man etwas sehr schnell und mit spielerischer Leichtigkeit erledigt, macht man es quasi im Handumdrehen. Dies geht auf die Taschenspielereien und Tricks der Gaukler und Zauberer zurück, die durch schnelle, kaum wahrnehmbare Handbewegungen für Verblüffungen sorgen.

In die Binsen gehen

Geht etwas, vielleicht sogar für immer, verloren, ist es in die Binsen gegangen. Dies kommt aus dem Jägerjargon. Hatte man einen Vogel erlegt und war dieser in die Binsen gefallen oder hatte sich selber noch ins Schilf retten können, war er häufig auch mit einem guten Jagdhund nicht mehr wieder zu bekommen.

In die Bresche springen

In der Schlacht hatte man einen Vorteil, wenn man nicht wild aufeinander einprügelt, das Melee, das sich im Verlauf einer Schlacht meist von selber einstellt, sondern taktisch in Formation kämpft. Daraus entwickelte sich die Taktik in Schlachtreihen zu kämpfen und einen Schildwall zu bilden. Gelang es dem Gegner, in diesen Wall eine Lücke, eben eine Bresche, zu schlagen, waren die nächsten Kämpfer sehr exponiert und gefährdet. Es sei denn, jemand sprang von hinten in die Bresche und schloß die Lücke. Noch heute benutzt man diesen Ausdruck, wenn man jemanden beschützt oder helfend eingreift.

In die Parade fahren

Wenn man jemandem in die Parade fährt, dann verhindert man sein ursprüngliches Vorhaben, meist zu dessen Nachteil. Die kommt direkt vom Fechten her, denn wenn man dort bei jemandem die Parade verhindert, wird derjenige meist vom Angriff des Gegners getroffen (Wikipedia).

Jemandem aufs Dach steigen

Dies geht auf eine Ehrenstrafe aus dem Mittelalter zurück. Ähnlich wie die Schandmasken galt es als Demütigung, jemandem das Dach abzudecken. Nach dieser Quelle z.B. dann, wenn sich ein Mann von seiner Frau schlagen ließ.

Jemandem das Fell über die Ohren ziehen

Diese Redewenung kommt vom Schlachten. Dort gibt es einen Arbeitsgang, in dem das Fell entfernt wird. Dies geschieht normaler Weise so, daß das Tier kopfüber aufgehängt wird und das Fell an den Beinen eingeschitten wird. Dann zieht man das Fell bis zum Kopf vom Körper ab. Heute wird die Redewendung als Androhung für körperliche Gewalt benutzt (Wikipedia).

Jemandem die Suppe versalzen

Bedeutet heute, etwas, was jemand lange vorbereitet hat, zunichte machen. Dies ist sofort einsichtig, wenn die Suppe, die evtl. schon lange kocht und auch die Vorbereitung der zutaten nimmt ja viel Zeit in Anspruch, durch eine Überdosis Salz ungenießbar wird. Teilweise benutzt man auch die Redewendung "in die Suppe spucken". Nichts desto trotz war Salz im Mittelalter sehr kostbar, war es auch eine der wenigen Möglichkeiten, Lebensmittel haltbar zu machen (Pökeln).

Jemanden einen Bären aufbinden

Dies leitet sich nicht vom Raubtier "Bär" ab, sondern vom germanischen Wort peran, das bedeutet bringen, hervorbringen. Daraus wurde das Substantiv par für Last oder Abgabe. Unser heutiges Wort "Bahre" im sinne von "Trage" leitet sich auch davon ab. Vom Wortsinn "hervorbringen" in der Bedeutung "offen sichtbar" leiten sich auch davon die Worte "Bargeld" und "barfuß" ab. Auch wenn man an einem Bären sicher viel zu tragen hätte, bedeutet die Redewendung heute, jemandem ein Last aufzubürden. In abgeschwächter Version, ihn zum Gespött zu machen.

Jemanden ausstechen

Das sagt man heute, wenn man jemand anderen übertroffen hat. Beim Ritterturnier gab es auch die Disziplin des Ringestchens. Hatte man mehr Ringe als sein Kontrahent, hatte man ihn ausgestochen.

Jemanden den Fehdehandschuh hinwerfen

Die Fehde war eine Rechstform, bei der zwei Parteien ihren Streit ohne Beisein eines höheren Richters beilegen konnten. Als Zeichen einer Fehde war es üblich, den Handschuh der herausgeforderten Partei vor die Füße zu werfen. Daher verwendet man diesen Ausdruck auch heute noch, wenn man jemanden herausfordern will. Obwohl der Brauch des Fehdehandschuhs schon seit dem Mittelalter bekannt ist, entstand laut Wikipedia die Redewendung jedoch erst im 18. Jahrhundert.

Jemanden zur Sau machen

Diese Redewendung ist konkreter, als man annehmen möchte. Sie geht nämlich auf früher übliche Ehrenstrafen zurück, bei denen der Delinquent öffentlich lächerlich gemacht wurde. Dazu gehörte einerseits der Pranger als auch die Schandmaske. Letztere mußte der Verurteilte machmal sogar tagelang tragen. Diese Masken waren so gestaltet, daß sie möglichst lächerlich wirkten, waren häufig mit Eselsohren oder einem Schweinrüssel versehen. Diese Strafform hat sich dann noch eine Weile in der Schule gehalten, wo man früher für seine Untaten in der Ecke stehen mußte, manchmal sogar mit einer Eselskappe auf dem Kopf.

Kartoffel

Die Erdknolle hat eigentlich nichts mehr mit dem Mittelalter zu tun, da sie aus Amerika stammt und erst sehr viel später in Europa kultiviert wurde. Dennoch ist es interessant, woher der Begriff "Kartoffel" stammt. Ursprünglich hieß die Frucht ja Batata, wovon sich die englische Bezeichnung potatoe ableitet. In Deutschland hingegen scheint man die Erdgewächse mit Trüffeln verwechselt zu haben, denn auch diese wachsen als braune Knollen in der Erde. Im italienischen heißt Trüffel tartufo, inder Verniedlichung tartufolo und daraus wurde dann unsere "Kartoffel" (Wikipedia).

Kekse!

Das Wort Keks hat eine ganz verworrene Reise hinter sich. Es beginnt mit den germanischen (hypothetischen) Formen koka oder kaka = Brei (Wiktionary). Daraus wurde im Althochdeutschen kuocho, was heute unser Kuchen ist und im englischen zu cake wurde (Wiktionary). Aus dem Englischen wurde das Wort ins Deutsche importiert durch Hermann Bahlsen, der 1889 seine "Hannoversche Cakes-Fabrik" gründete (hier ist eine Werbeschild aus jener Zeit). Das Wort wurde dann im Laufe der Zeit zu Keks eingedeutscht. Im Englischen heißen Kekse übrigens cookies.

Krethi und Plethi

Eine Anspielung auf die Kreter und Philitser, die in der Bibel erwähnt werden. Diese bildeten die Hilfstruppen im Heer Davids. Offenbar hatten die nicht grade das zivilisierteste Verhalten an den Tag gelegt, dann Kreti und Pleti wird heute abwertend für Unordnung oder Planlosigkeit verwendet (Wikipedia).

Luder!

Das Wort Luder läßt sich bereits im Mittelhochdeutschen (ca. 1050-1350) nachweisen. Ursprünglich bezeichnet es einen Jagdköder, in der Regel Aas. Erst später vollzog sich der Bedeutungswandel hin zu nichtsnutzigen Dingen oder Personen bis hin zu lotterlichen Frauenzimmern (Wikipedia).

Marotte

Die Marotte ist in Frankreich eine Marienhandpuppe, als Heiligenbild geschaffen. Später wurde die Marotte zum Narrenzepter mit Puppenkopf und Schellen. Heute benutzt man den Ausdruck, um anzudeuten, daß jemand eine merkwürdige Eigenart besitzt.

Maulaffe

Der Maulaffe war früher ein tönernes Gefäß, in das man glimmende Kienspäne abgelegt hat. Damit diese nicht aus versehen einen Brand verursachen, waren diese Gefäße nur mit einer kleinen Öffnung versehen. Bald wurde das Gefäß in Form eines Kopfes mit offenem Mund gestaltet. Heute kennt man dies noch als Redewendung "Maulaffen feil halten" (Wikipedia) wenn jemand mit offen Mund dumm in der Gegend rumsteht.

Metzger

Die Bezeichnung Metzger für Fleischer geht zurück in das 13. Jahrhundert. Ursprünglich hat sie sich im süddeutschen Raum entwickelt. Der Ursprung ist nicht ganz klar. einerseits wird vermutet, daß es sich um ein Lehnwort handelt, welches aus dem lateinischen mattiarius = Wurstler und macellarius = Fleischwarenhändler entstanden ist (Wiktionary). Andererseits wird in Friedrich Schmitthenners Buch: "Kurzes deutsches Wörterbuch für Etymologie, Synonymik und Orthographie" von 1834 der Begriff auf das gotische maitan = schneiden, hauen zurückgeführt. Auch die Worte "Steinmetz" oder "Gemetzel" werden davon abgeleitet. Davon leitet sich übrigens auch das Wort "Messer" ab aus dem Westgermanischen matizsahsa = Schneidewerkzeug für Speisen (Wiktionary).

Mit Kind und Kegel

Als Kegel bezeichnete man im Mittelalter uneheliche Kinder. Wer also mit Kind und Kegel weiter ziehen mußte, der ließ wirklich nichts zurück (Wikipedia).

Möbel

Der Begriff Möbel kommt vom lateinischen mobilis = beweglich und stellt damit den beweglichen Hausrat dar. Dies erkennt man auch besonders daran, daß früher auch Schränke und Kommoden häufig mit Tragegriffen gefertigt wurden. Im Gegensatz zu Immobilien wie Häuser oder Grundstücke (Wikipedia).

Pferdefuß

Hat eine Sache einen Pferdefuß, so ist mit unangenehmen Nebenwirkungen zu rechnen. Dies geht auf die Vorstellung zurück, daß der Teufel, oftmals in der Rolle als Verführer, einen Pferdefuß habe. Kommt also jemand daher und macht einem schmeichelhafte Versprechungen, hat aber einen Pferdefuß, so ist der Teufel entlarvt und der Mensch kann sich dem tugendhaften Weg zuwenden. Erkennt man den Pferdefuß bei einer Sache, so kann man im Vorfeld schon das Unbill abwenden (Wikipedia).

Prügelknabe

Der Prügelknabe mußte für einen adligen Jungen hinhalten, wenn dieser bestraft werden sollte, die Strafe aber wegen seines hohen Standes nicht direkt vollzogen werden durfte. Deshalb wurde stattdessen ein Kind ohne Stand bestraft, wenn gleich im Beisein des adligen Tunichtguts (Wikipedia).

Radebrechen

Radebrechen ist eine andere Bezeichnung für die mittelalterliche Folter oder Bestrafung des Räderns. Dabei werden dem Delinquenten mit dem Rad die Gliedmaßen gebrochen. In der schlimmsten Form wird er dann ironischer Weise mit den gebrochen Gliedmaßen durch die Speichen des Rades geflochten und auf einem Pfahl einem qualvollen Tod überlassen. So steht radebrechen auch synonym für quälen (Wikipedia). In neuerer Zeit hat sich der Sinn verschoben zu: eine Sprache quälen - im Sinne von "er spricht radebrechen".

Reibach

Wie viele andere Worte auch stammt diese Wort aus dem Jiddischen. rewach bedeutet Gewinn, Erlös. Macht man also einen Reibach, hat mein ein gutes Geschäft gemacht (Wikipedia).

Schwarzes Schaf

In einer Herde weißer Schafe fällt ein schwarzes Schaf besonders auf. Daher wurde das schwarze Schaf schon früh für Abweichler oder andersartige benutzt (Wikipedia).

Schwein haben

Das geht auf die mittelalterliche Sitte zurück, bei Wettkämpfen als Trostpreis ein Schwein zu überreichen. Wer das Schwein gewann, hatte etwas bekommen, ohne es verdient zu haben (Wikipedia). Daher kommt übrigens auch der Begriff Glücksschwein (Wikipedia).

Schlitzohr

Als Schlitzohr bezeichnet man einen Tunichtgut. Das kommt daher, daß Leute, die sich leichter Vergehen schuldig gemacht hatten, verbannt wurden. Um zu verhindern, daß sie sich heimlich wieder einschleichen, wurden sie häufig "gezeichnet". Dies war im mildesten Fall das Aufschlitzen des Ohrläppchens. Konnte aber in schlimmeren Fällen das Abtrennen von Gliedmaßen oder gar das Brandmarken sein (Wikipedia).

Schlusslicht

Wenn man im Dunkeln mit vielen Leuten unterwegs ist, ist es eine gute Idee, dem letzten in der Kolonne ein Licht mitzugeben. Dieser muß dann dafür sorge tragen, daß niemand zurück bleibt, was im Mittelalter tödlich sein konnte, denn der Wald war dicht, die Tiere wild und die Strauchdiebe gierig. Eigentlich war das Schlusslicht eine verantwortungsvolle Position. Heute benutzt man den Begriff nur noch verächtlich für denjenigen, der zuletzt ankommt.

Schmiere stehen

Dies sagt man, wenn jemand als Aufpasser Wache steht, während andere eine Straftat begehen. Dieser hat dann die Aufgabe, seine Kumpane rechtzeitig vor der Polizei zu warnen. Hier handelt es sich um ein Lehnwort aus dem Jiddischen/Rotwelschen, denn schemirah heißt nichts weiter als "Bewachung" (Wikipedia).

Seinen Obolus entrichten

Damit meint man heute seinen finanziellen Beitrag leisten, meist im Rahmen einer Umlage. Zurück geht das auf die altgriechische Münze Obolos, die man nach der griechischen Mythologie nach dem Tode als Lohn für den Fährmann Charon entrichten mußte, damit einen dieser über den Styx in die Unterwelt brachte. Das war eine notwendige Abgabe, um die niemand herum kam. Damit man dann auch ja eine Münze parat hatte, wurde einem diese bei der Bestattung in den Mund gelegt.

Sein Fett weg bekommen

Heute benutzt man diese Redewendung um auszudrücken, daß jemand seine gerechte Strafe bekommt. Ursprünglich geht das daruf zurück, daß jeder Helfer bei einer Schlachtung seinen Anteil, meist ein Stück Fett als Belohnung bekam. Da man früher viel seltener Fleisch zu essen bekam und körperlich härter arbeiten mußte als heute, galt nur das gehaltvolle, fette Fleisch als wertvoll. Das magere Fleisch mußte laut Marktordnung zu dem finnigen Fleisch gelegt werden und galt als minderwertig.

Sich freuen wie ein Schneekönig

Der Zaunkönig wurde früher auch Schneekönig genannt. Da er auch im tiefsten Winter noch lebhaft singt, wird der Ausdruck gerne benutzt, wenn jemand trotz widriger Umstände überschwängliche Freude zum Ausdruck bringt.

Sich mächtig ins Zeug legen

Das sagt man heute, wenn man sich so richtig anstrengen muß. Ursprünglich ist mit dem Zeug hier das Zaumzeug oder das Geschirr von Zugtieren gemeint, die sich bei ihrer anstrengenden Arbeit auf dem Felde eben auch mächtig ins Zeug legen müssen.

Stadtluft macht frei

Im 11. Jahrhundert kam es zu etlichen Städtegründungen. Diese wurden zunehmend selbstständiger und begannen, sich selbst zu verwalten. Leibeigene, die in solche Städte geflohen waren, konnten von ihren Herren häufig nicht ausfindig gemacht werden. Wem es gelang, Jahr und Tag in der Stadt zu bleiben, wurde zum Städter und konnte nicht wieder vom Fronherren eingefordert werden.
Es gibt einige romantische Geschichten, die davon handeln, daß ein Leibeigner vor seinem grausamen Fronherren in die Stadt floh. Dort verliebte er sich in eine hübsche Städterin. Leider wurde das Glück dadurch getrübt, daß der Leibeigene den Häschern des Fronherren ins Netz ging, bevor die Frist abgelaufen war und somit eigentlich in die Leibeigenschaft zurück kehren mußte. Allerdings hatte er sich einiger Verbrechen schuldig machen müssen, so daß er nach dem Stadtrecht zuvor eine Haftstrafe verbüßen mußte. Nach seiner Entlassung waren jedoch Jahr und Tag vergangen, und beide lebten glücklich und zufrieden in der Stadt - vermutlich bis der schwarze Tod kam und der Schnitter reiche Ernte hielt.

Störtebecker

Bekannt wurde der Sturtzbecher durch den Likedeeler Claas Störtebeker, eine Art norddeutsche Robin Hood sozusagen. Der Sturtzbecher ist ein Trinkgefäß, das unten spitz zuläuft. Daher kann man es nicht abstellen. Man muß den Inhalt in einem herunterstürtzen. Der rechte Becher für den rechten Zecher.

Strohfeuer

Wer sich einmal mit dem Lagerfeuer oder ähnlichem beschäftig hat, merkt es schnell: Stroh brennt schnell auf, wenn es naß ist, qualmt es furchtbar, gibt aber wenig Wärme und ist schnell weggebrannt. So wird das Strohfeuer seit je her gerne für etwas verwendet, das mit viel Furore daher kommt, letztlich aber wenig dahinter steht (Wikipedia).

Sündenbock

Der Sündenbock entstammt dem jüdischen Brauchtum, als in biblischen zeiten an Jom Kippur ein Ziegenboch in die Wüste gejagt wurde, nachdem auf diesen durch einem Hohepriester alle Sünden des Volkes übertragen wurden. Heute benutzt man den Ausdruck im übertragenen Sinne für jemanden, der für die Untaten anderer hinhalten muß.

Taube Nuß

Wer gerne Nüsse ißt, weiß, welche Enttäuschung eine taube Nuß sein kann, zumal man der Nuß von aussen nicht ansieht, ob sie taub ist oder nicht. Daher wird sie gerne als Metapher für Menschen gebraucht, die zwar viel versprechen, aber letztlich nicht viel halten (Wikipedia).

Torschlußpanik

Heute hat man Torschlußpanik, wenn man Angst hat, etwas wichtiges zu verpassen. Das war früher der Torschluß, wenn die Stadttore geschlossen wurden. Wer es nicht rechtzeitig in die Stadt geschafft hatte, mußte wohl oder übel die Nacht vor der Stadt verbringen, wo man vor Diebesgesindel und wilden Tieren nicht sicher war (Wikipedia).

Unter aller Kanone

Das hat nichts mit der Artillerie zu tun, auch wenn es auf ein schlechtes Ergebnis hinweist. Die Notenskala in der Schule wurde früher canon genannt. War die Leistung des Schülers so schlecht, daß sie mit der Notenskla nich erfaßbar war, wurde sie sub omni canone = "unterhalb des Maßstabs" gewertet. Übersetzt man das wörtlich, war die Arbeit eben unter aller Kanone.

Unter Dach und Fach

Das sagt man heute, wenn etwas vollbracht ist. Dach und Fach sind die Grundelemente eines Fachwerkhauses. Waren die erstmal fertig gestellt, konnte man praktisch einziehen. Man hatte ein schwieriges Projekt, den Hausbau, quasi unter Dach und Fach gebracht.

Unter die Haube kommen

Dies sagt man, wenn eine Frau heiratet. Im Mittelalter verlangte die Kleidungsvorschrift von verheirateten Frauen das Tragen einer Haube. Unverheiratete Frauen durften ihr Haupt unbedeckt lassen.

Unter einer Decke stecken

Diese Redewendung stammt aus dem germanischen Eherecht, nach dem die Ehe erst dann als rechtskräftig und vollzogen galt, wenn die Eheleute unter Zeugen zusammen unter eine Decke geschlüpft waren (Link).

Vom hundertsten ins tausendste kommen

Heute sagt man das, wenn man sich bei einer Sache in immer mehr Details verliert und dabei den Überblick verliert. Die Herkunft liegt im Rechnen auf dem Rechenbrett. Hier wurde mit Rechenpfennigen gezählt, wobei auf dem Brett die Dezimalen durch Linien markiert waren. Waren zehn Rechenpfennige voll, so entfernte man sie und setzte einen auf die nächst höhere Linie. War man nicht sorgfältig genug, konnte man schnell mal vom hundertsten ins tausendste kommen.

Vom Regen in die Traufe

Kommt etwas noch schlimmer, ist es, als würde man vom Regen in die Traufe kommen. Das ist sofort einzusehen, denn die Traufe ist die Tropfkante des Daches. Hier kam bei Regen das Wasser von der gesamten Dachfläche herunter. Zumindest bis zur Einführung der Regenrinne.

Zeter und Mordio!

Dieser Ruf entstammt der germanischen Gerichtsbarkeit. "Zeter" ist vermutlich eine Zusammenziehung von "ze aechte her", was soviel wie "herbei zur Vergeltung" bedeutet und die Übrigen zur Mithilfe rufen soll. Dies war laut Sachsenspiegel auch der Auftakt, mit dem vor Gericht die Anklage offiziell eröffnet wurde. Danach wurde die Anklage selber vorgetragen, wobei mordio ein Kunstwort ist, das von "Mord" abgeleitet wurde. Worte mit Vokalausklang lassen sich theatralisch einfach besser als prägnanter Ausschrei intonieren. Hier der Wortlaut gemäß Wikipedia:
"so fure en vor den richter und schry obir den schuldigen zcether obir mynen morder und ober des landes morder, ader wy der bruch geschen"
sinngemäß etwa:"so führe ihn vor den Richter und rufe über den Schuldigen "zeter" über meinen [d. h. des Anklägers] Missetäter und über den Landesverbrecher, oder wie der [Rechts-]Bruch geschehen."

Zinnober

Zinnober ist ein Mineral, chemisch gesehen Quecksilbersulfid. Die Alchemisten hatte allerdings gehofft, aus Quecksilber und Schwefel Gold zu machen. Leider kam aber nur Zinnober heraus. Wenn man also mit viel Aufwand etwas betreibt, letztlich aber nichts brauchbares dabei heraus kommt, hat man Zinnober gemacht (Wikipedia).

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