De vitae Olaife Holzwurmio

Seyd gegrüsset, Wanderer. Nun mein Name wart eigentlich Benedikt. Benedikt von Fallersleben.

Einst wart ich als Findelkind vor der Klosterpforte abgeleget. Wer meine leiblichen Eltern sind, habe ich nie erfahren.

Im Kloster aufgewachsen habe ich als gehorsamer Diener Gottes ein friedliches Leben geführt. Da mir der Vater Abt sehr gewogen war wurde mir bald die Ehre zuteil, Cellerar in unserem Kloster zu werden. Einige Mitbrüder neideten mir diese hohe Ehre, da es wohl an den Älteren gewesen wäre, dieses Amt zu bekeiden. Einige meinten, es wäre wohl die große Ähnlichkeit zwischen dem Vater Abt und meiner Person, die den Vater Abt bewogen hätte, mich zum Cellerar zu bestimmen. Ich habe dieses Amt jedenfalls stets gewissenhaft und mit Ehrfurcht ausgeführet. Allerdings hat diese Zeit auch meinen Gaumen geprägt, so daß ich guter Kost nie abgeneigt war.

Benedikt auf Pilgerreise

So trug es sich wohl zu, daß ich auch ausserhalb der Klostermauern unterwegs war, um die Keller des Klosters mit dem notwendigen zu versorgen und das trefflich Bier, das die Brüder in Fallersleben brauen, zu verkaufen. Es wär wohl in Hannover gewesen, da ich neben dem Heerlager des Grafen Guywan zu Celle mein Zelt aufschlug. Als es nun dem Herrn gefiel, ein gar fürchterlich Unwetter auf die Erde zu senden, bat mich die Brettchenweberin um Hilfe, da der Sturm ihr Zelt doch gar beutelte. Da ich nun glücklicher Weise grade Nägel für das Kloster besorgt hatte, konnte ich ihr die reine Nächstenliebe nicht versagen und gab ihr von den Nägeln, so daß sie ihr Zelt wohl fest mit dem Boden verbinden könne. Und bevor der Strum das Zelt nun vollends in die Lüfte riß, ging ich ihr mit Hammer und Tath zur Hand, auf daß das Zelt den Sturm gut überstanden hätt.

Leider hat der Vater Abt bei meiner Beichte nach meiner Rückkehr das mit dem Nageln und der Brettchenweberin falsch verstanden. Nun, er ist ja auch schon ein sehr alter Herr und es mag sein, daß sein hohes Alter seinen Sinn getrübt hat. Trotzdes habe ich die Heftigkeit seines Zornes nicht verstehen können, war ich mir doch keiner Schuld bewußt. Jedenfalls verwies er mich mit heftigen Worten des Klosters.

Da ich nun nicht mehr im geborgenen Schoße der Mutter Kirche weilte, ward ich in gar großer Noth, denn schon bald fehlte mit die deftige Kost der Klosterküche und was ich an Almosen erbettelte reichte bei weitem nicht, meinen verwöhnten Graumen zu ergötzen. Durch das Weib zu Fall gebracht, zog ich durch die Lande und schloß mich bald diesen und jenen fahrenden Leuten an, bei denen ich ein warmes und gutes Essen bekommen konnte. Schon bald schnappte ich hier und da ein paar Handwerklichkeiten auf, und da ich in aller Demut behaupten darf, nicht ungeschickt zu sein, erlernte ich den Umgang mit Holz. Das brachte mir den Namen Olaif Holzwurm ein, da ich wohl die selbe Statur eines Nordmannes gleichen Names hatte und meine ersten Versuche, Holz meinen Wünschen nach zu formen doch nur zu besserem Brennholz taugten.

Olaif Holzwurm

Es muß wohl Gottes Fügung gewesen sein, daß ich auf einen Haufen namens plenus venter traf. Das gute und reichliche Essen und der freundliche Ton ließen mich die Unbill des Umherziehens schnell vergessen. Auch wurden meine Fertigkeiten hier sehr geschätzt. Somit ziehe ich nun schon etliche Jahre mit plenus venter durch die Lande und verbringe mein Tagewerk damit, Pfeile und Dinge des täglichen Bedarfes zu fertigen und einiges an Schnitzwerk herzustellen.

So mag denn die Zukunft zeigen, was Gott in seiner Allmacht und Weitsicht noch für mich bestimmet hat. Mögen nur stets ein dampfender Kessel und ein voller Humpen meine Begleiter sein.

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